Potenziale heben - Workshop Green IT in der Kommunal- und Landesverwaltung vom 21.10.2021
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Wie kann die Informations- und Kommunikationstechnologie über ihren gesamten Lebensweg hinweg – also von der Produktion über die Nutzung hin zur Verwertung – ökologischer und sozial gerechter gestaltet und somit zu Green IT werden? Dieser Frage widmeten sich mehr als 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 21. Oktober 2021 in einer virtuellen Veranstaltung des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft und der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg.
Neben Green IT-Fördermöglichkeiten und Möglichkeiten schon beim Einkauf auf nachhaltige Hard- und Software zu achten, standen Rechenzentren mit ihren Effizienzpotentialen und ihrer entstehenden Abwärme im Blick. Verschiedene Referentinnen und Referenten gaben mit ihren Impulsvorträgen jeweils den Anstoß für die anschließende Diskussion.
Falls Sie Interesse an einer der Präsentationen haben, schreiben Sie uns eine E-Mail an GreenIT@um.bwl.de.
Green IT-Initiativen auf verschiedenen politischen Ebenen
In seiner Eröffnung verwies Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Umweltministerium, auf die wachsende Anzahl an politischen Initiativen, die sich im Themenfeld Green IT auf verschiedenen Ebenen wiederfinden.
Innerhalb der EU regelt die Ökodesign-Richtlinie, dass IT-Geräte effizienter gestaltet werden müssen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen mehr Transparenz zu ihren IT-Produkten und IT-Dienstleistungen erhalten, zum Beispiel indem der damit verbundene ökologische Fußabdruck ausgewiesen wird.
In Deutschland entwickelt der IT-Planungsrat eine Green IT-Strategie für die öffentliche Verwaltung. Baden-Württemberg hat bereits seit einigen Jahren eine Green IT-Strategie für seine Landesverwaltung.
Fördermöglichkeiten
Anschließend machte Gabriele Hemmerling-Müller (Komm.ONE) unter der Überschrift „Green IT Fördermöglichkeiten“ Mut, sich auf den deutschen Fördermittel-„Dschungel“ einzulassen. Gerade Beratungsleistungen im Grundlagenbereich können derzeit oft durch beträchtliche finanzielle Förderung profitieren, auf denen dann weiter aufgebaut werden kann.
Beratung und bestehende Förderprogramme:
BMWi (Verbesserung Energieeffizienz Gebäude)
BAFA (Verbesserung Energieeffizienz Bestandsgebäude)
KEA Kommunale Energieagentur BW
KfW Kommunale Gebäude bauen/kaufen/sanieren
Fördermitteldatenbank Digitalakademie@BW
Beschaffung nachhaltiger Hard- und Software
Den ersten Impuls mit angeschlossenem Workshop setzte das Thema „Beschaffung nachhaltiger Hard- und Software“. Lea Todtenhaupt (Stadt Stuttgart) berichtete über die von der Landeshauptstadt bereits seit etlichen Jahren eingeschlagene Linie, in Ausschreibungen strikt auf Zertifikate wie den Blauen Engel zu setzen. Wobei zunehmend auch sozialen Standards bei Beschaffungen eine wichtige Rolle zukommt.
Marina Köhn (Umweltbundesamt) erläuterte die mittlerweile breite Produktpalette, die sich auf den Blauen Engel berufen kann. So umfasst sie im IT-Bereich inzwischen nicht nur Hardware und Kriterien für Rechenzentren, sondern auch ressourceneffiziente Softwareprodukte.
Im Workshop kam die Problematik intransparenter Lieferketten zur Sprache und der Wunsch nach Pilotprojekten, um damit besser umzugehen. Hier unterstrichen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Notwendigkeit eines wechselseitigen Austauschs der Verantwortlichen für die Beschaffung und die IT.
Weitere Informationen zum Thema Gütezeichen in der IKT-Beschaffung
Effizienzsteigerung in Rechenzentren durch Zertifizierungssysteme
Thomas Weyrich (akquinet data center competence GmbH) zeigte im Impuls „Effizienzsteigerung in Rechenzentren durch Zertifizierungssysteme“ Widersprüche auf zwischen rein energetisch begründeten Kennzahlen und gewachsenen Anforderungen, etwa an die Verfügbarkeit von Rechenzentren.
Dr. Norbert Conrad (Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart, HLRS) stellte verschiedene Managementsysteme und Labels vor, die hier erfolgreich eingesetzt werden. Das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart erhielt im Jahr 2020 die Zertifizierung „Blauer Engel für energieeffiziente Rechenzentren“.
Im Workshopteil zeigte sich, dass die Teilnehmenden teils mit noch stark veralteten Infrastrukturen operieren. Es herrschte Einigkeit, dass deren systematische Erhebung, beispielsweise über ein Energiemanagementsystem, die wichtigste Voraussetzung für eine Verbesserung darstellt. Weitere wichtige Faktoren: die Unterstützung und das Wissen von Führungsebene und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, um die Ressourceneffizienz in Rechenzentren voranzubringen.
Weitere Informationen zum Thema Managementsysteme für Rechenzentren
Rechenzentren als Teil der kommunalen Wärmeplanung
Auf Grundlage des Klimaschutzgesetzes Baden-Württemberg müssen Kommunen bis 2023 Wärmepläne aufstellen. Rechenzentren sitzen auf einem nicht unerheblichen „Schatz“ an Abwärme, den es zu bergen gilt.
Dr. Erik Heyden (Umwelttechnik BW GmbH) und Johanna Skok (Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH) legten im Impuls „Rechenzentren als Teil der kommunalen Wärmeplanung“ dar, welche Potentiale dort vorhanden sind. Außerdem stellten sie die Förderungsmöglichkeiten dar, um die unvermeidbare Abwärme von Rechenzentren nicht ungenutzt zu lassen. Zuallererst müssen aber kommunale Akteure selbst überhaupt für dieses Thema sensibilisiert werden.
Durch Vernetzung Green IT-Potentiale heben
In ihrem Fazit machte Dr. Ulrike Kugler (Kompetenzstelle Green IT am Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft) deutlich, dass ein wesentliches Ziel der Veranstaltung nicht zuletzt in einer stärkeren Vernetzung der Teilnehmenden lag. Die Vorträge samt Workshops wurden als sehr gut geeignete Plattform für einen wechselseitigen Austausch aufgenommen und zugleich als Ermutigung, sich komplexen Fragen weiterhin gemeinsam zu stellen. Denn nur über eine Zusammenarbeit über verschiedene Verwaltungsebenen und Bereichszuständigkeiten hinweg lassen sich Green IT-Potentiale wirklich heben.